Trips und Kurzreisen ganz nah: Lüttich
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DIE UNPERFEKTE SCHÖNE MIT CHARME
„Lüttich!?“ fragt meine Reisefreundin, als ich das Ziel für ein verlängertes Wochenende vorschlage…“Gibt’s da nicht nur Stahl, Fußball und Pommes frites?“
Doch zwei Wochen später sitzen wir an der Maas, trinken einen cremigen Café Liégeois und stellen fest: Diese Stadt hat nicht nur Herz, sondern auch Stil, Kultur und einen ziemlich eigenwilligen Charme.
FLANIEREN WIE GOTT IN WALLONIEN
Lüttich lässt sich wunderbar zu Fuß erkunden: Starten Sie auf der Place du Marché und schlendern Sie an den hübschen Fassaden aus dem 17. Jahrhundert vorbei Richtung Perron-Säule, Symbol für die Unabhängigkeit der Stadt. Die angrenzende Rue Hors-Château ist ein echtes Schmuckstück, mit alten Bürgerhäusern, charmanten Innenhöfen und geheimnisvollen Gässchen.
Tipp für Flaneure mit Kondition: 374 Stufen führen über die Montagne de Bueren zu einem der besten Aussichtspunkte der Stadt. Wer oben angekommen ist, hat sich eine Waffel verdient… am besten mit Spekulatius-Eis!
KUNST MIT KANTE UND GESCHMACK
Wer glaubt, Belgien sei nur Bruegel, Tintin und Bierdeckel-Kunst, wird in Lüttich eines Besseren belehrt. Das Musée La Boverie, in einem eleganten Belle-Époque-Gebäude im gleichnamigen Park gelegen, verbindet sehr gelungen klassische Meister mit zeitgenössischer Kunst. Halten Sie die Augen auf nach aktuellen Ausstellungen; in diesem Haus lohnt sich jede Visite!
Nicht weit entfernt liegt das Trinkhall Museum (das frühere „MADmusée“), ein kleines, exzentrisches Haus mit Kunst von Menschen mit geistiger Behinderung. Berührend, schräg, und zutiefst menschlich. Wer denkt, Museen seien langweilig, war noch nie hier!
ARCHITEKTUR MIT AHA-EFFEKT UND GRÜNE LUNGE
Das bekannteste architektonische Ausrufezeichen der Stadt ist zweifellos der Bahnhof Lüttich-Guillemins, entworfen vom spanischen Stararchitekten Santiago Calatrava. Stahl und Glas wölben sich wie Flügel über die Bahnsteige – futuristisch, kühn, fast außerirdisch. Man bleibt stehen und sagt einfach nur „Wow“!
Ein Kontrastprogramm dazu bietet das Curtius-Museum, ein prachtvoller Renaissancebau aus rotem Ziegelstein direkt an der Maas. Drinnen gibt’s Archäologie, Kunsthandwerk und ein Gefühl, dass Belgien eine wirklich unterschätzte Schatzkiste ist.
Uns hat es gewundert, wie viele Parks und Grünflächen diese Stadt besitzt. Im Parc de la Boverie erwarten Sie Liegewiesen, Enten und viel belgische Nonchalance. Wer es wilder mag, geht in die „Coteaux de la Citadelle“, ein hügeliges Naturgebiet mitten in der Stadt, mit kleinen Wegen, Weinreben und geheimen Gärten. Fast wie in der Toskana – nur mit mehr Bier.
HÜBSCHE MÄRKTE UND WUNDERBARE WAFFELN
Sonntags darf man sich den Marché de la Batte nicht entgehen lassen, Belgiens ältester Freiluftmarkt, der sich kilometerweit an der Maas entlangzieht. Hier mischen sich Einheimische mit Rucksacktouristen, es riecht nach Käse, Gewürzen und Gegrilltem.
Ein kleiner Ausflug führt uns nach Haccourt, ein Dorf östlich von Lüttich mit einem charmanten Wochenmarkt – weniger trubelig, aber mit exzellentem Käse aus der Region und einem Stand, der die besten Gaufres à la cannelle verkauft, die ich je gegessen habe.
ABENDPROGRAMM MIT STIL UND CHARME
Wer wie wir nicht in einem anonymen Stadthotel übernachten will, dem sei das „N°5 Boutique Hotel “ empfohlen, ein ehemaliges Herrenhaus in der Altstadt, liebevoll restauriert, mit knarrenden Dielen und viel Charme. Auch das Mini-B&B „Maison Noppius“, mit nur zwei Zimmern, verwunschenem Garten und Gastgebern, die jeden Morgen frische Croissants backen, wird Ihnen gefallen.
Zum Abendessen geht’s ins „Moment“, das versteckt in einem ehemaligen Hinterhofatelier liegt, mit kreativer Küche und viel Kerzenlicht. Wer lieber mit Ausblick speist, sollte ins „Le Thème“ gehen, ein kleines Restaurant auf den Coteaux, mit Blick über die Dächer der Stadt. Das Menü wechselt je nach Laune des Küchenchefs und garantiert kreativ, ungewöhnlich und richtig gut.
Ein Geheimtipp bleibt das „Le Dernier Ragot“, Brasserie, Bar und Kuriositätenkabinett gleichzeitig. Man genießt die belgisch-französische Küche mit italienischem Touch inmitten alter Radios, Spiegeln und flackernder Lampen. Ehrlich, romantisch und äußerst schmackhaft!
LÜTTICH ENTDECKEN… EMPFEHLENSWERT!
Lüttich ist nicht perfekt. Und genau das macht es so liebenswert. Zwischen bröckelndem Putz, moderner Kunst, beträchtlichem Grün und bemerkenswerter Eigenwilligkeit verbirgt sich eine Stadt, die es zu entdecken lohnt. Mit offenen Augen, gutem Appetit und viel Humor!