Berlin ist Trend, Berlin ist in. Besonders in Sachen Kulinarik gibt es eine junge, quicklebendige Szene in Deutschlands Hauptstadt. Die Stadt an der Spree ist der Inbegriff von Metropolis, dem urbanen Traum, der die Menschen aus aller Welt anzieht. Kein Wunder, dass die Berliner Beherbergungsbetriebe im letzten Jahr rund 33 Millionen Übernachtungen verbuchen konnten. Von ungefähr kommt das nicht, die größte Ausdehnung des Stadtgebiets beträgt 45 Kilometer in ihrer Ost- Westachse. Das ist mehr als ein Drittel des gesamten Großherzogtums.
 

Um uns auf unser Ziel einzustellen und weil wir die knapp 800 Kilometer von Luxemburg nach Berlin nicht ohne Zwischenstopp absolvieren wollten, hatten wir mit Weimar eine erstaunlich interessante Etappe in unsere Genusstour eingebaut. Nach fünfstündiger Autobahnfahrt standen wir vor Goethes Wohnhaus, einem  Besuchermagnet, mitten in der historischen Altstadt von Weimar. 1999 war die Kleinstadt in Thüringen bereits Kulturhauptstadt Europas, 2019 feierte sie die Eröffnung des Bauhaus Museums, im Rahmen des hundertjährigen Jubiläums, der damals schrill und avantgardistischen Künstler- und Handwerkerszene.
Unsere erste Anlaufstelle, das rustikal-elegante Restaurant „Bettina von Arnim“ im Dorint am Goethepark liegt nur einen Katzensprung entfernt. „Dieses Jahr gibt es besonders viele Veranstaltungen und als Stadthotel sind  wir darauf eingestellt“, sagt Stefan Seiler, der Hoteldirektor. Vom Küchenchef Christian Damm erfahren wir, dass die Küchen des Hauses international ausgelegt sind, außer eben im „Bettina von Arnim“, wo vorrangig klassisch französische Küche mit mediterranem Einschlag serviert wird. Wir sind in Thüringen und dazu gibt es natürlich Weine aus der Region Saale-Unstrut. Und wenn sie wissen wollen, wie echte „Thüringer“ schmecken, die kaum mit dem Luxemburger Pendant zu vergleichen sind: die Besten isst man aus der Hand, direkt an den Grillständen am Marktplatz.

Tags darauf geht es über Naumburg und Halle, vorbei am Naturpark Fläming, via Potsdam nach Berlin. Die Fahrt dauert gute drei Stunden, unser Ziel ist das Hotel Oderberger im Stadtteil Prenzlauer Berg, Bezirk Berlin Pankow. Hier geht es geschäftig zu, die Lebensqualität ist gut, nirgendwo anders in Berlin gibt es mehr Grünflächen. Das Oderberger ist ein neues, 2016 eröffnetes Hotel in einem geschichtsträchtigen Gebäude, sprich in der ehemaligen, 1902 eröffneten Volksbadeanstalt in der Oderberger Straße. Die Angabe Hotel, rechts neben der mächtigen Eingangstür, ist so dezent gehalten, dass man beim ersten Anlauf vorbeiläuft. „Wir sind bodenständig, gleichzeitig aber modern und dem Zeitgeist entsprechend“, sagt Chefkoch Patrick Thiele, der vier Jahre lang Sous-Chef in Tim Raues Restaurant gleichen Namens war. Die Gerichte im Restaurant Oderberger sind so faszinierend wie das Restaurant an sich. Während man in den Zimmer auf Relikte der Badehauskultur stößt, so ist das Restaurant das verblüffende Zentrum davon. Wir befinden uns im ehemaligen, für die heutige Zeit riesigen Heizungsraum des Stadtbades, wo uns über drei offenen Ebenen ein extravagantes Restaurant erwartet. „Mein Ziel ist es, unsere Gäste durch gutes Essen, passende Weine, perfekten Service und eben diese einzigartige Architektur zu begeistern“, sagt Manuel Lehmann, der Restaurantleiter.
Etappen seiner Laufbahn waren das Interconti in Hannover und das Marriott in Berlin. Uns schmeckten das Saiblingstatar, genau wie „Himmel und Erde“ (Blutwurst mit Äpfel und Kartoffeln) oder der rosa Sauerbraten mit Schalotten. Dass dazu ein Riesling 2017 GG „Forster Ungeheuer“ aus der Pfalz passte, war klar.
Neben der Kulturbrauerei, die nur zwei Minuten vom Hotel entfernt ist, gibt es am Prenzlauer Berg eine Kneipenszene von Format.

Am nächsten Tag zieht es uns nach Berlin-Mitte, dort wo sich im Dreieck Brandenburger Tor, Gendarmenmarkt und Museumsinsel im Sommer die meisten Touristen tummeln. Mit dem „Hotel de Rome“ am Bebelplatz gibt es hier ein Hotel der Superlative, wo sich Kreative und Macher aus aller Welt begegnen. Ähnlich wie das Oderberger befindet es sich in einer Immobilie mit Geschichte.
Das luxuriöse Fünf-Sterne-Superior-Hotel mit seinen 145 schicken Zimmern und eleganten Suiten, dem erstklassigen italienischen Restaurant „La Banca“, einer Bar im Erdgeschoss und einer weiteren unter freiem Himmel, auf dem Dach des Hauses, wurde im Herbst 2006 eröffnet.
Es befindet sich im 1889 erbauten, ehemaligen Hauptsitz der Dresdner Bank, einem imposanten, denkmalgeschützten Gebäude. Die Ausstattung ist vom Feinsten, den Standort kann man als magisch bezeichnen. Vor der Tür verläuft der Prachtboulevard „Unter den Linden“, hinter dem Hotel liegt der Gendarmenmarkt.
Die Dachterrasse wurde 2019 zum beliebtesten Sommertreffpunkt in Sachen Berliner Hotels gewählt. Seit Dezember 2018 ist der aus Capri stammende Koch Davide Mazzarella der neue Küchenchef. „Unsere Küche ist klassisch italienisch und hochwertig. Viele Gerichte sind schwierig in der Erstellung, bestechen nachher auf dem Teller durch ihre Einfachheit. Der Kunde soll das georderte Produkt erkennen“, sagt der imposante Koch. Die Weinkarte des Restaurants „La Banca“ setzt größtenteils auf Weine aus Italien. Wer sich im „Hotel de Rome“ einquartiert, ist zu Fuß in fünf Minuten an der Museumsinsel oder am Gendarmenmarkt. Zum Brandenburger Tor braucht es doppelt so lange.

Nach zwei Tagen haben wir die fünf wichtigsten Museen durch. Uns zieht es westlicher, in die Gegend am Bahnhof Zoo. Dort gibt es mit dem Berliner Zoo und seinem angrenzenden Aquarium ein bezahlbares Naherholungsgebiet der Extraklasse. Wir checken ein im Hotel Zoo, direkt am Kurfürstendamm. Das  Designhotel mit seinem Restaurant „Grace“ ist unsere dritte kulinarische Etappe in Berlin. Es ist ein luxuriös-glamouröses Refugium für Menschen, denen klassische Hotels nicht zusagen. Im Restaurant, direkt hinter der Bar gelegen, geht es hoch her. Je später der Abend, desto hungriger die Gäste erscheint es uns, wenn man die steigende Betriebsamkeit während des Abendessens im „Grace“ im Auge behält. Wie in den anderen hier vorgestellten Hotels ist das Frühstücksbüffet im „Hotel Zoo“ eine Augenweide. Und schmecken tut es auch.
Vom Hotel aus ist man zu Fuß in fünfzehn Minuten im KaDeWe, dem Kaufhaus des Westens, einem Warenhaus mit gehobenem Sortiment und einer Feinkost-Etage, die es in sich hat. Nicht in Sachen Preise, die halten sich in Grenzen. Lassen Sie sich also nicht von Hermès-Handtaschen oder Dior-Kleidern auf den unteren Etagen aufhalten, die Austernbar im KaDeWe müssen Sie gesehen haben.

Vom Kurfürstendamm Richtung Charlottenburg ist es nicht weit in die Wilmersdorfer Straße, zum  Delikatessenhandel Rogacki. Die Westberliner Institution, 1928 gegründet, sieht immer noch aus wie in den Dreißigerjahren, hat mittlerweile Kultstatus und eignet sich perfekt für handfeste, kulinarische Mitbringsel aus Berlin. Daher nicht vergessen, die Kühltasche vor der Fahrt ins Schlaraffenland im Kofferraum ihres Autos zu verstauen.


 


INFOBOX

• Hotel Dorint am Goethepark, Beethovenplatz 1-2, D-99423 Weimar, Tel. +49 36 43 872-0, www.dorint.com/weimar
• Hotel Oderberger mit Restaurant Oderberger, Oderbergerstraße 57, D-10435 Berlin Prenzlauer Berg,
Tel. +49 30 780 089- 870, www.hotel-oderberger.de
• Hotel de Rome mit „La Banca“ Restaurant & Bar, Behrenstraße 37, D-10117 Berlin Mitte, Tel. +49 30 460 609 0, www.roccofortehotels.com
• Hotel Zoo mit „Grace“ Restaurant, Kurfürstendamm 25, D-10719 Berlin, Tel. +49 30 88 43 773-0,
www.hotelzoo.de
• KaDeWe Warenhaus, Tauentzienstraße 21-24, D-10789 Berlin, Tel. +49 30 2121 0, www.kadewe.de
• Feinkosthandel Rogacki, 145 Wilhelmsdorferstraße, D-10585 Berlin Charlottenburg, Tel. +49 30 343825-0, www.rogacki.de